#3 – Meine Bikinifigur
Wieso wir damit aufhören sollten uns vor den warmen Sommermonaten zu fürchten.
Da ich diesen Blog nun seit fast einem Monat führe, habe ich mir gedacht, es wäre an der Zeit meine Meinung über ein Thema kundzutun, das mir sehr am Herzen liegt. Genauso, wie ich meine Ansichten und Ideen in kurzen Geschichten präsentiere, möchte ich mit diesem Beitrag meine Gedanken zu einem Thema aufschreiben, über das ich in letzter Zeit intensiv nachgedacht habe und das mich, wie wahrscheinlich viele andere Frauen auch, mein Leben lang manchmal mehr, manchmal weniger beschäftigt: „Body Positivity“.
Wer kennt das nicht? Der Sommer steht bevor, die Temperaturen steigen langsam an und wie jedes Jahr bekomme ich von unterschiedlichen Ecken dieselbe Frage gestellt: Habe ich meine jährliche Bikinifigur schon erreicht? Denn jetzt wäre der Moment gekommen, an dem ich zum Trainieren beginnen sollte, damit ich während meines Strandurlaubs ohne Sorge und Scham meine Hüllen fallen lassen kann und am besten wäre es, wenn ich dazu auch noch leicht gebräunt bin – aber bitte nicht zu viel, es soll ja natürlich aussehen.
Wenn ich diese Frage höre, gibt es zwei mögliche Wege, die ich dann einschlagen kann. Entweder ich verfalle in tiefe Verzweiflung, weil ich es wiederholt nicht schaffe, bis zum Sommer eine Modelfigur zu erlangen, oder ich lasse die Anspielungen an mir abprallen und gestehe mir ein, dass es etwas anderes gibt, das viel wichtiger und wertvoller ist, als im Bikini keine Falten zu zeigen: Die Liebe zum eigenen Körper und zwar genauso, wie er eben ist.
Das lässt sich nun so leicht aufschreiben. Liebe dich selbst! Liebe deine Kurven, liebe deine Ecken und Kanten! Doch bis man dieses Ziel erreicht und sich in seinem Körper wohlfühlt, kann mitunter eine lange, nervenaufreibende Zeit vergehen. Denn egal, wie unterstützend die Familie und die Freund*innen auch sein mögen, wie sehr sich die Eltern bemühen ein positives Selbstbild zu vermitteln, irgendwie und von irgendwoher kommt immer der Einfluss der Gesellschaft, der wie ein Insektenstich in uns eindringt und dort unbeobachtet bleibt, bis wir die Grenzen sprengen und beginnen, über unsere Ideale und Vorstellungen nachzudenken.
Mit dem eigenen Körper eine Veränderung mitzumachen gehört zum Leben dazu, denn wie alles, kann auch er sich in unterschiedlichsten Weisen verformen, bis er einen Zustand erreicht, in dem er sich am wohlsten fühlt. Und wieso sollte dieser Zustand bei allen 7,7 Milliarden Menschen gleich sein? Heutzutage ist es in seine individuelle Persönlichkeit zu zeigen (Aber ja nicht zu viel!) und sich über seine eigenen speziellen Talente und Vorzüge zu definieren. Die Individualität des Körpers ist jedoch nicht erwünscht.
Mitunter gibt es vereinzelt Berühmtheiten, die zu ihren kurvigen oder Normalität sprengenden Körpern stehen, unbearbeitete Fotos auf Instagram hochladen und über Body Positivity schreiben. Oft habe ich miterlebt, wie diese Menschen anschließenden als Held*innen gefeiert werden, doch bedarf es wirklich einer Heldentat zu seinem eigenen Körper zu stehen und ihn zu lieben, wie er ist? In meinen Augen sollte das eine Natürlichkeit und die Normalität sein. Wir brauchen keine Stars, die dafür zu Held*innen gerühmt werden, denn wer möchte schon die Bürde dieses Titels tragen? Natürlich möchte ich nicht verneinen, dass es aufmunternd ist, berühmte Persönlichkeiten in Normalgrößen zu sehen, sei es im Internet oder in Werbungen, und auch dienen diese vielen jungen Menschen (mir eingeschlossen) als Vorbild, denn sie zeigen, wie es funktioniert, den eigenen Körper zu akzeptieren und sich darin wohlzufühlen.
Wie auch bei vielen anderen Idealen, die uns die Gesellschaft vorgibt, ist es wichtig, dass sich jede*r für sich selbst Gedanken dazu machen. Niemand sollte sich schämen mit einem Körper aufzutreten, der nicht in die Standardgröße passt, oder in anderer Weise von einem vorgeschriebenen Bild abweicht. Bevor ich mich weiter in schnulzigen Aufrufen verliere, möchte ich zum Schluss noch eines sagen: Sich selbst zu lieben, so wie man ist, sollte für uns alle eines der obersten Gebote sein und kein nebensächlicher Aspekt, der zwischen Home-Workout und Selbstbräuner versinkt.
Note: Dieser Beitrag bezieht sich hauptsächlich auf Frauen, da ich selbst als junge Frau meine Gedanken zu dem Thema in diesem Kontext aufgestellt habe. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich der Meinung bin, dass es bei Männern kein Problem mit Body Positivity gibt.